Klimaforscher Latif spricht vor vollem Haus über Klimaschutz

Die gute Nachricht: Nein, die Welt geht aktuell noch nicht unter. Die schlechte: Wenn wir Menschen in Bezug auf den Klimaschutz so weitermachen wie bisher, ist es allerdings nur noch eine Frage der Zeit. Vor 200 Zuhörern sprach der weltweit gefragte Klimaforscher, Dr. Mojib Latif, im Rahmen des Vortrages „Nach uns die Sintflut“ über sein Fachgebiet. Eingeladen zu der bis auf den letzten Platz gefüllten Veranstaltung hatte das Bildungswerk des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Plön-Segeberg gemeinsam mit dem Kreis Segeberg und der Stadt Bad Segeberg.

Latif, Professor an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel und Leiter des Bereichs Maritime Meteorologie am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, führte seine Zuhörer mit klaren, gut verständlichen Worten in die derzeitige Klimaproblematik ein.
Eigentlich sei das Klimaproblem vor allem ein Energieproblem, betonte Latif. Um das Klima zu retten, müsse der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid, kurz CO2, drastisch reduziert werden. Selbst wenn der Ausstoß von CO2 stagniert, steige sein Gehalt in der Luft weiter. „Kohlenstoffdioxid verschwindet nicht einfach, sondern bleibt über hundert Jahre in der Luft erhalten“, so der Wissenschaftler. Von dort verteile es sich großflächig über die ganze Welt. „Wir müssen dort also vor allem global denken und handeln“, sagte Latif. Auf längere Sicht bedenklich sind vor allem Länder wie Indien, deren CO2-Ausstoß im Vergleich noch niedrig sei, die aber hohe Wachstumsraten haben würden. „Hier müssen die großen Industrienationen mit ihrem Know-How in Bezug auf erneuerbare Energien unbedingt unterstützen.“

Die Klimarettung ist immer noch machbar

Trotz allem: Es gibt einen realistischen Hoffnungsschimmer. Die Klimarettung ist immer noch machbar, meinte Latif. Als erstes müsse man sich klar machen, dass wir jetzt handeln müssten, um zukünftige Generationen nicht vor einem klimatischen Scherbenhaufen zurückzulassen. „Das ist nicht zu verantworten“, sagte der Klimaforscher. „Entscheidend ist, dass es die Menschheit es schafft, bis zum Jahr 2050 keine Treibhausgase mehr zu produzieren.“ Die Voraussetzungen sind dafür durch die erneuerbaren Energien wie Wind- oder Solarkraft durchaus gegeben. Weltweit gebe es genug Energie. „Nur“, so Latif, „müssen Politik und Wirtschaft endlich handeln und die vorhandenen Ressourcen klug und verantwortungsbewusst nutzen.“
Als ein positives Beispiel hob der Kieler Professor das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz hervor. „Hiermit hat Deutschland einen immens wichtigen Beitrag geleistet, um die benötigte Technik für eben diese erneuerbaren Energien für alle Welt bezahlbar zu machen.“ Weil keine Nation alleine das Klima retten könne, sagte Latif, sei genau diese Art der Kooperation in Zukunft entscheidend.
Klar müsse sein, dass es in der Tat, wie auf den populären Friday-for-Future-Demonstrationen von tausenden Schülerinnen und Schülern lautstark skandiert, keinen Planet B gebe, so der Wissenschaftler. „Der durchaus immer wieder ernstgemeinte Vorschlag, die Menschheit einfach in Weltall umzusiedeln, funktioniert nicht. Wo sollen wir denn hin? Unsere Nachbarplaneten Venus und Mars haben Temperaturen von +430 bzw. -60 Grad Celsius.“

Tipp: Auf hundertprozentigen Ökostrom-Anbieter wechseln

Die Veranstaltung, an der auch Propst Erich Faehling und Landrat Jan Peter Schröder teilnahmen, endete mit einer Fragerunde aus dem Auditorium. Ob es denn etwas gäbe, was der Einzelne sofort tun könne, um die Klimaproblematik zu bekämpfen, lautete die finale Frage. Latifs klare Antwort: „Wechseln Sie auf einen Stromanbieter, der hundertprozentigen Ökostrom aus erneuerbaren Energien anbietet. Das ist ein kleiner aber wirkungsvoller Schritt, den jeder schnell umsetzen kann.“

WEITERE VERANSTALTUNGEN ZUM THEMA:

Am 2. März wird im Bildungswerk „ein Blick über den Tellerrand“ geworfen und diskutiert, ob Verbrenner, E-Antrieb, Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe der Fahrzeugantrieb der Zukunft seien. Am 20. April geht es ganz praktisch um „Energiesparen im Alltag“ und am 11. Mai ist das Thema die Macht der Konsumenten und die „Abstimmung an der Ladentheke“.


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